Pferde sind besonders sensible Wesen. Ihr Überleben in der Wildnis hing davon ab, die Absichten der Raubtiere zu erkennen und danach zu handeln. Und im Kontakt mit uns Menschen erkennen sie genauso unsere Absichten:
Ich ging in den Stall mit der Absicht, heute möchte ich gerne ausreiten. Es war mir aber noch nicht klar, mit welchem Pferd – das wollte ich ganz spontan entscheiden. Und ich nahm noch schnell einen Hufauskratzer mit, um allen Pferden die Hufe auszukratzen. Sara war die erste und ließ es sich anstandslos gefallen. Dann wandte ich mich dem nächsten Pferd zu – doch Messa, Falki und Dagfari liefen von mir weg. Ich hinterher. „Ich will euch doch nur die Hufe auskratzen! Stellt euch nicht so an!“ Ich hatte keine Chance und begann mich zu ärgern. Wie das halt oft so ist, wenn man scheitert….dann hielt ich inne. Was war denn meine ursprüngliche Absicht? Ausreiten – aha. Ich überlegte, dann sagte ich in die Runde: „Ich würde heute gerne ausreiten gehen. Wer von euch möchte sich denn dafür zur Verfügung stellen?“ Da zog Gambri seinen Kopf aus der Futterraufe, ging zum Ausgang und wartete dort. Ich drehte mich zum Rest der Herde und fragte: „Kann ich euch jetzt die Hufe auskratzen?“. Ich durfte.
In den Augen meiner Pferde hatte ich meine Absicht auszureiten mit dem Wunsch nach Hufe auskratzen getarnt. Erst als ich beide Absichten voneinander trennte und auch so aussprach, konnten sie sich mir vertrauensvoll zuwenden.

Ulrike Dietmann spricht in diesem Video über solche magischen Momente der Zuwendung:
https://youtu.be/6FIdqVlU3Uo