Pferdeherde

Verantwortung, Entspannung, Aufgabenverteilung, Heros Journey

Oh ja ich war sehr angespannt. Vor einem halben Jahr kamen meine 2 Fohlen, sie waren jetzt 1 ½ Jahre alt. Meine Herde bestand bis jetzt aus 3 Stuten, Agnes, die Chefin, Merliah, mein Herzenspferd und Nele, das Pferd meiner Tochter, die unter chronischem Futterneid litt. Im letzten Frühjahr hatte ich beschlossen, dass ich mir 2 junge Stuten dazukaufe, die später auch Fohlen bekommen sollten.

Irgendwie hatte ich auch immer das Bild vor meinen Augen, dass auf unseren Felder eine Herde umhergaloppierte. Wenn ich jetzt auf meinen Weg mit Pferden zurückschaue, bin ich ihn schon sehr naiv angegangen. Wirkliches Wissen hatte ich nicht, ok ich bin auf einem Hof mit Kühen aufgewachsen und als ich mir einen Pferdehof für Stutenmilch, die Mütter mit den Fohlen anschaute, wurde ich wieder sehr daran erinnert und stellte fest, ob es jetzt Stutenmilch oder Kuhmilch ist, das Handling ist doch sehr ähnlich. Jetzt wird bestimmt die ein oder andere Stimme laut „Du kannst doch Kühe nicht mit Pferden vergleichen.“ „Doch, hab ich und ich stellte fest, mit Pferden ist es gleich einfacher.

Von Anfang an, musste ich mich sehr darauf verlassen, was ich von den Pferden hören konnte und sie übten jeden Tag mit mir und ich verstand sie immer besser. Ich weiß ich bin noch sehr am Anfang meines Weges, aber ich muss jetzt schon sagen ich bin froh, dass ich so wenig wusste, den dann konnte ich vieles erwartungslos probieren. Ich geb zu ich hab eine sehr erfahrene Hufpflegerin, von der ich regelmäßig Feedback bekomme, dass alles in Ordnung ist. Wir gehen zusammen einen außergewöhnlichen Weg, muss sie doch auch meine Spiegelinterpretationen über sich ergehen lassen, aber die Pferde danken es. So hatte ich auch den Mut mich auf die Jungstuten einzulassen. Ein Beispiel zum nicht wissen…ich wusste nicht, dass die jungen Pferde immer was zu beißen suchen und sie haben bei mir auch nicht gesucht. Der Spruch „Alle sagten das geht nicht, dann kam einer der wusste das nicht und hat es einfach gemacht!“ trifft bei mir oft zu und das ist wohl ein Rezept fürs funktionieren. Allerdings, wenn ein Pferd nur hustet, überleg ich schon gleich, was es bedeutet und die Bedeutung liegt natürlich bei mir.

Cera und Leila kamen am 22. September 2018 zu mir auf den Hof und da ich es schon zweimal (Merliah und Nelle) mit langsam aneinander gewöhnen und einen Tag über Nacht in der Box probierte, was nicht meine Erwartungen befriedigte, ließ ich sie diesmal nach einem kurzen beschnuppern am Zaun, gleich zusammen. Das war kein Plan, sondern ich entschied aus dem Moment heraus. Ja die Jungen waren schnell und die Weide groß und das ganze dauerte ein paar Stunden und die Sache war durch. Und es waren nicht die Fohlen die Rangniedrigsten, nein…die Leila ist auf jeden Fall eher in der Mitte meiner 5. Die Angst von Nele, da sie ja immer Angst hatte mit meinem 24h Heuangebot, zu verhungern, zerplatze wie eine Seifenblase. Ich war durchaus erstaunt, als ich sah, sie stellte sich zwischen den Fohlen und der Leitstute.

In meinem Leben läuft viel nicht rund, nicht so einfach wie mit den Pferden, da vieles immer noch sehr von meinem konditionierten Verstand geprägt ist. Die Pferde sind ein Beispiel zum Nachmachen, wo ich erkannt habe wieviel ich mit einem freien Verstand schöpfen kann. Wo Geschichten gesponnen werden können, Gemeinschaft gelebt wird, können wir aus dem Unendlichen schöpfen. Meine Tochter reitet, ich jedoch reite nicht, wieso? Seid meiner Kindheit hatte ich immer wieder Reitstunden genommen und ich fühlte mich nie irgendwo wohl und gut aufgehoben. Jetzt bin ich mir sicher irgendwann wir mir mein Pferd, die Merliah zu verstehen geben, wenn sie dafür bereit ist, so wie auch ich dann dafür bereit sein werde. Jetzt nach einem halben Jahr kann ich voller Stolz sagen, ja ich habe eine Herde, die sich gut versteht, wo die Aufgaben und auch die Führung geteilt sind. Perfekt für die Heldenreise mit Pferden, meine Berufung in diesem Leben.