Die Heldenreise kann man überall wiederfinden, auch in ganz kleinen Geschichten:

Heute Morgen beim Füttern der Schafe war ein 4 Wochen altes Lammmädchen versunken im Schnuppern im Stroh. Dabei näherte sie sich der Tür, die einen Spalt offenstand und schwups war die Kleine durchgeschlüpft. Nach kurzer Zeit bemerkte sie, dass sie in unbekanntem Gebiet unterwegs und alleine war. Sie bekam Panik und rannte nun los, allerdings fand sie in ihrer Not nicht den Weg zurück, sondern rannte nach draußen. Dort standen zwei große Damhirsche, die das kleine wuselige Lammmädchen gleich mit ihrem Geweih auf Abstand hielten. Vor lauter Aufregung lief sie nun weiter nach draußen. Die Rufe der Schafe hörte sie nicht. In ihrer Angst war die Wahrnehmung eingeschränkt.

Die Hirsche rannten schließlich in Richtung Weide und das Lammmädchen hinterher. Aber plötzlich nach einer kleinen Strecke hielt es inne und lauschte kurz. Nun nahm es wieder die Rufe der anderen Schafe und seiner Mutter wahr und rannte in die Scheune zurück. Ich konnte die Türe öffnen und sie lief erleichtert wieder zu Mama und musste erstmal ordentlich Milch nuckeln zur Belohnung.

So kann es auch uns ergehen im Leben, dass wir uns verlieren und auf Abwege geraten. Wir finden den Weg nicht zurück und vor lauter Verzweiflung hören wir den Ruf nicht mehr. Erst wenn wir innehalten und wieder wahrnehmen, können wir den Ruf vernehmen, bekommen unsere Orientierung und finden unseren Weg.